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ÜBER DIESES PROJEKT

Unsere beiden AudioWalks nehmen Sie mit auf eine Reise durch das jüdische Czernowitz und Chişinău und ermöglichen Ihnen, viele der fast vergessenen Orte des jüdischen Lebens in den Städten zu entdecken.

Nutzen Sie unsere Multimedia-Karten und erkunden Sie dabei das Archivmaterial sowie die Familienbilder und persönlichen Geschichten von 21 jüdischen Holocaust-Überlebenden, um einen einzigartigen Einblick in das vielfältige jüdische Erbe dieser beiden europäischen Städte zu erhalten..

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Jüdische Literatur

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Auffallend viele Schriftsteller und Dichter, die in Czernowitz Spuren hinterlassen haben, stammen aus dem deutsch-jüdischen Milieu. Die jüdischen Literaten setzten Czernowitz, ihrer verlorenen Heimat, Denkmäler in ihren Werken – und prägten so das Bild der Stadt weit über die Grenzen der Bukowina hinaus. Karl Emil Franzos war der erste bekannte jüdische Schriftsteller und Publizist, der bereits in den 1870er Jahren aus Czernowitz – und über Czernowitz – berichtete und dessen Erzählungen eine breite Leserschaft im deutschsprachigen Raum erreichten. Er führte den Topos „Halb-Asien“ ein für die Stadt am Pruth, die am äußersten Rand des Habsburger Reiches lag – und für Franzos am äußersten Rand der Zivilisation.

Es folgte eine Generation von jüdischen Dichtern, angeführt von Alfred Margul-Sperber, die um 1900 herum geboren waren, darunter Moses Rosenkranz, David Goldfeld und Alfred Kittner. Alle schrieben und veröffentlichten in deutscher Sprache. Die bekannteste Lyrikerin dieser Generation ist heute Rose Ausländer. Ihr wird in Czernowitz mit einer Tafel an ihrem Geburtshaus sowie mit einer Statue auf dem nahe gelegenen Türkenplatz gedacht.

Die nächste Generation jüdischer Literaten wurde in den 1920er Jahren in das Czernowitz unter rumänischer Herrschaft hinein geboren, wie Immanuel Weissglas und Alfred Gong. Die jüngste Vertreterin dieser Generation war die Lyrikerin Selma Meerbaum-Eisinger, deren Gedichte heute zur Weltliteratur zählen. Sie überlebte das Czernowitzer Ghetto und starb Ende 1942 im Alter von 18 Jahren in einem Zwangsarbeiterlager an Fleckfieber. Noch bekannter ist ihr Großcousin, Paul Antschel, der sich später Paul Celan nannte. Seine „Todesfuge“ gilt als eines der wichtigsten Gedichte des 20. Jahrhunderts und machte ihn weltberühmt. An ihn wird in Czernowitz an unterschiedlichen Orten erinnert.

Neben den deutschsprachigen jüdischen Autoren gab es in Czernowitz herausragende Vertreter der jiddischen Literatur. Besonders beliebt waren der Fabeldichter Eliezer Steinbarg und der Lyriker Itzig Manger. Steinbarg starb 1932 und ist auf dem Czernowitzer jüdischen Friedhof begraben, Manger gelang 1939 die Flucht nach Paris, er lebte später in New York. Zum Kreis der jiddischen Dichter und Schriftsteller zählen auch Jakob Sternberg, Moses Altmann sowie Josef Burg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten die meisten jüdischen Schriftsteller außerhalb von Czernowitz – wenn sie den Holocaust überlebt hatten. Aus der räumlichen und zeitlichen Distanz erinnerten sie sich an die ehemalige Hauptstadt der Bukowina als Stadt, „in der Menschen und Bücher lebten“. Rose Ausländers „Erinnerungen an eine Stadt“, verfasst 1965, veröffentlicht 1977, prägen das Bild von Czernowitz als multikulturelle Stadt bis in die Gegenwart. Das literarische Werk der jüdischen Czernowitzer Autoren ist allerdings zugleich geprägt von der Erinnerung an das Grauen: an die Shoa, an Verfolgung, Deportation und Massenmord.

Rose Ausländer und Paul Celan werden im AudioWalk an ihrem jeweiligen Geburtshaus gesondert gewürdigt.

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Дім, де народився Пауль Целан

Celan Monument

In der Nähe von Paul Celans Geburtshaus befindet sich das Celan Literaturzentrum.

Geburstort Rose Ausländer

Geburtshaus Rose Ausländer

“Warum schreibe ich? Vielleicht weil ich in Czernowitz zur Welt kam, weil die Welt in Czernowitz zu mir kam. Jene besondere Landschaft. Die besonderen Menschen. Märchen und Mythen lagen in der Luft, man atmete sie ein.” – Rose Ausländer

Geburtshaus Paul Celan

Geburtshaus Paul Celan

Paul Celan, der von vielen für sein Gedicht „Todesfuge“ bekannt ist, war einer der berühmtesten deutschsprachigen Dichter der Nachkriegszeit. Besuchen Sie das Haus, in dem seine Familie in seiner Heimatstadt Czernowitz lebte und in dem Paul in den 1920er und 1930er Jahren aufwuchs, bevor er nach Paris auswanderte.