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ÜBER DIESES PROJEKT

Unsere beiden AudioWalks nehmen Sie mit auf eine Reise durch das jüdische Czernowitz und Chişinău und ermöglichen Ihnen, viele der fast vergessenen Orte des jüdischen Lebens in den Städten zu entdecken.

Nutzen Sie unsere Multimedia-Karten und erkunden Sie dabei das Archivmaterial sowie die Familienbilder und persönlichen Geschichten von 21 jüdischen Holocaust-Überlebenden, um einen einzigartigen Einblick in das vielfältige jüdische Erbe dieser beiden europäischen Städte zu erhalten.

Historisches Bild des ehemaligen Sportplatzes "Makkabi"
Historisches Bild des ehemaligen Sportplatzes "Makkabi"

Ehemaliger Sportplatz Makkabi

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Fizkulturna Str. / Ecke Bryans’ka Str.
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Im Jahr 1923 wurde von Oberrabbiner Rosenfeld der Makkabi Sportplatz in Czernowitz eingeweiht – das erste jüdische Stadion in Großrumänien überhaupt, das für 12.000 Besucher Platz bot. Der Verein Makkabi Czernowitz existierte bereits seit 1910, also schon zu Zeiten, als Czernowitz noch zur Habsburger Monarchie gehörte. Der Sportverein stand der zionistischen Bewegung nahe, und so war sein Ziel die Erziehung der jüdischen Jugend in zionistischem Geist. Die wichtigsten Sparten waren Turnen, Fußball und Leichtathletik; es gab aber auch Handball, Tischtennis und Schwimmen, Skifahren und Eishockey.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründeten sich in Czernowitz neben Makkabi und Polonia weitere nationale Sportvereine: Etwa der rumänische Verein Dragoș Vodă, der deutsche Jahn und der ukrainische Verein Dowbusch. Mit Hakoah und dem Arbeitersportverein Borochow gab es zwei weitere jüdische Sportvereine. Der Sport, insbesondere der Fußball, bot die Möglichkeit des Kräftemessens zwischen den unterschiedlichen nationalen, ethnischen, religiösen Gruppen, die Czernowitz in dieser Zeit stark prägten.

Die Fußball-Mannschaft von Makkabi vertrat den Verein auch bei Spielen gegen andere jüdische Vereine im Ausland. Der Bruder der von Centropa interviewten Sylvia Segenreich, Theobald Engler, spielte bei Makkabi:

Theo hat seit seinem 10. Lebensjahr bei der Makkabi Fußball gespielt. Die Fußballmannschaft ist sogar nach Bukarest gefahren und hat gegen Makkabi Bukarest gespielt. Als Theo 15 Jahre alt war, wollte er, wie einige seiner Sportfreunde von der Makkabi nach Palästina auswandern, denn es war das Jahr 1938. Aber mein Vater wollte ihn nicht gehen lassen, er war noch so jung. 1941 wurde er von den Deutschen in Czernowitz erschossen. Da war er gerade 18 Jahre alt.

Delegationen von Makkabi Czernowitz nahmen an den ersten beiden Makkabiaden 1932 sowie 1935 in Tel Aviv teil. 1934 sollte in Czernowitz, im Stadion von Makkabi ein internationales Sportfest ausgetragen werden, die sogenannten „Kampfspiele“. Eine Woche vor dem geplanten Termin verboten die rumänischen Behörden jedoch die Austragung mit dem Verweis auf Sicherheitsbedenken; die Spiele wurden nach Prag verlegt.

Nach dem Einzug sowjetischer Truppen 1940 musste Makkabi – wie alle anderen jüdischen Vereine – seine Tätigkeit einstellen. Unter rumänischer Militärverwaltung diente das Stadion als Sammelplatz für Juden, die in die Lager nach Transnistrien deportiert wurden.
Heute stehen Wohnhäuser auf dem Areal, auf dem einst die Tribünen des Makkabi-Stadions standen. Nichts erinnert mehr an dessen Existenz. Die 2017 angedachte Verlegung einer sogenannten Stolperschwelle zur Erinnerung an die Deportation von tausenden Juden aus Czernowitz am historischen Ort des Makkabi-Stadions wurde mehrmals verschoben, da das Gelände noch nicht abschließend baulich erschlossen war.

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